Thursday, February 25, 2010

Die Launen der Natur

Also bei manchen Tieren fragt man sich ja schon, wieso sie so aussehen, wie sie eben aussehen... Wir waren am Sonntag im Ano Nuevo State Park ca. eine Autostunde südlich von San Francisco. Dort sind im Moment hunderte von Seeelefanten am Strand und verbringen den Winter an Land. Die Männchen haben einen überdimenstioniert grossen, schwabbeligen Nasenwullst (oder wie man das bezeichnen möchte), der sie zumindest für menschliche Weibchen nicht gerade attraktiv macht. Aber scheinbar ist das Wachstum dieser Nase testosterongesteuert und sie wächst mit dem Alter und wirkt somit respekteinflössend für andere Seeelefantenmännchen...
Die nördlichen Seeelefanten wurden während des 19. Jahrunderts wegen ihrem Oel exzessiv gejagt und 1892 waren noch ca. 50-100 Tiere übrig, alle auf einer Insel vor der mexikainschen Küste. Sie wurden dann unter Schutz gestellt und haben sich seither exponentiell vermehrt: heute gibt es wieder ungefähr 160'000 Tiere. Ab 1955 sind sie an der kalifornischen Küste auf der Höhe von Ano Nuevo wieder aufgetaucht und heute kommen hier jährlich ca. 2000 Junge zur Welt.
Die Männchen werden 4-5 Meter lang und bis zu 2.5 Tonnen schwer. Sie wirken relativ plump, sind aber doch erstaunlich mobil an Land. Die Weibchen sind mit 3-3.5 Metern und 400-600 kg deutlich kleiner. Der Lebenszyklus läuft so ab, dass die Männchen Anfang Dezember am Stand des Ano Nuevo Parks auftauchen und in harten Kämpfen die Dominanz ausloten (hier kommt u.a. die Nase ins Spiel). Ende Dezember kommen dann die Weibchen, formen Harems und gebären die Jungen, die sie im Jahr vorher empfangen haben. Die Jungen werden knapp einen Monat gesäugt, wobei sie von ca. 35 kg auf ca. 150 kg zunehmen und sind dann auf sich selber gestellt. Während der ganzen Zeit an Land essen und trinken die erwachsenen Tiere übrigens gar nichts! Die Weibchen sind nach dem Abstillen wieder paarungsbereit und werden befruchtet, das Ei niststet sich jedoch nicht sofort, sondern erst nach vier Monaten ein. Dies ist selten im Tierreich und man geht davon aus, dass es dazu dient, dass das Weibchen sich zuerst von der letzen Geburt erholen und Gewicht zulegen kann. Ab Mitte März sind die meisten erwachsenen Tiere wieder im Wasser und jagen Fische und Tintenfische. Seeelefanten sind Säugetiere und haben eine Lunge, sie müssen deshalb immer wieder Luft an der Oberfläche holen. Sie können aber bis 20 Minuten und bis in 600 oder mehr Meter Tiefe tauchen. Die Jungtiere bleiben etwas länger an Land, lernen langsam schwimmen und machen sich dann Ende April Richtung Norden auf.
Uns hat hier einmal mehr die Natur sehr beeindruckt. Die Tiere sehen wirklich sehr speziell aus und haben einen sehr interessanten Lebenszyklus. Wir haben einen Regentag erwischt, was den Vorteil hatte, dass sie offenbar viel aktiver waren als an sonnigen Tagen (und ich vermute fast, der Gestank war erträglicher...). Ich hoffe, die Fotos und das Filmchen geben ein bisschen einen Eindruck von dem Geschehen am letzten Sonntag.

Eine Jungtierherde
Blick auf den Strand, im Hintergrund die Ano Nuevo Islands, wo sich 1955 die ersten Seeelephanten wieder angesiedelt haben

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