Saturday, February 28, 2015

Filzweste

Von meinem Sommerkurs in Haslach hab ich nicht nur Maschinengestricktes mit nach Hause gebracht sondern auch grau-braun naturbelassenes Flies zum Filzen. Mein ursprünglicher Plan war, einen Wickelrock zu filzen, und dafür habe ich die Teile ausgelegt. Nach 2 Stunden Planen und Auslegen und 4 Stunden Verfilzen war der Stoff leider noch nicht stabil genug für die Weiterverarbeitung.
Das Vlies "verschlang" Unmengen an Seife und Wasser und liess sich nicht so leicht verfilzen wie z.B. Merinowolle, die feiner ist und wohl auch weniger Fett enthält. So nahm ich die drei unfertigen Teile mit nach Hause, mit dem Tipp, entweder gleich noch weiter zu machen oder ansonsten die Seife auszuwaschen und die Teile trocken zu legen, damit sie nicht zum Gammeln anfangen. Nachdem mir die Arme vom ganzen Kneten und Reiben eh schon fast abflielen, hab ich mich dann für Trockenlegen entschieden. In dem Zustand lagen die Stücke dann von August bis November, da wurde die nächste "Filzwerkstatt" angeboten. Ich stellte mich drauf ein, nochmals einen ganzen Tag zu investieren, aber interessanterweise war ich nach 3 Stunden fertig. Im Flies hatte sich offenbar so viel abgekühltes Wasser angesammelt gehabt, dass kaum mehr eine Verfilzung stattfand. Nach dem zwischenzeitlichen Trocknen konnte ich wieder richtig heiss arbeiten und so gings dann schneller als erwartet.
Nach der Fertigstellung der Filzteile kam dann die Frage "was mach ich nun draus"?
Bereits während der Herstellung hatte ich Zweifel, ob ein Wickelrock eine gute Idee war. Wie oft kann ich einen dicken, sehr warmen und recht auffälligen Rock wirklich anziehen? Und wie stabil ist der Filzstoff, wenn man drauf sitzt? Ich hatte gehofft, mit etwas Tricksen und geschickt zusammensetzen eine Jacke mit Fledermausärmeln aus den drei Stoffstücken rauszubekommen. Der Filz ist dazu aber zu steif, v.a. wegen der Stoffmenge unter den Armen. Dann habe ich eine Version mit eingesetzten Ärmeln überlegt, aber dafür hatte ich eindeutig zu wenig Material und ich hätte entweder noch was nachfilzen oder mit einem Kontraststoff arbeiten müssen. Ich hatte auch Bedenken, dass durch den Zug im Rücken der Filz reissen könnte und ich hätte die ganze Jacke füttern müssen, damit ich mich überhaupt bewegen kann. Dann wieder die Frage: der Filz ist dick wie eine Pferdedecke, wann zieh ich so eine kurze aber sehr warme Jacke überhaupt an? Dann schliesslich der Geistesblitz: eine Weste! Die hält schön warm, lässt aber genug Luft an die Arme, damit ich nicht überhitze. Ausserdem konnte ich sie eng arbeiten ohne dass der Rücken durch die Armbewegung gedehnt wird und hatte nun auch genug Fläche für einen grossen Kragen. Und siehe da, plötzlich war die "Anschneidhemmung" weg, ein deutliches Zeichen, dass nun alles passte. Der Schnitt ist recht stark tailliert und die Nähte hab ich alle flach gesteppt, damit nicht noch zusätzlich Volumen entsteht. Die Ärmelkanten habe ich mit Schrägband verstürzt, ansonsten habe ich die gefilzten Kanten genutzt. Der Kragen hat durch den leicht welligen Rand eine natürliche Rundung und liegt deshalb sehr schön, ohne dass ich ihn formen oder rund schneiden musste. Als Verschluss habe wie üblich einen riri-Reissverschluss gewählt. Und aus dem letzten Bortenrest konnte ich sogar noch eine Hülle für meinen Fotoapparat schneiden, die stell ich aber mal extra vor.

 

Thursday, February 26, 2015

Rotes Tweedkleid im 60ies Stil

Als Schnitt habe ich Ameland von Schnittreif verwendet, leider eine Grösse zu gross, wie sich rausstellte. Im Vorderteil war zu viel Weite, was komisch und unförmig aussah. So habe ich die Weite, welche durch die mittlere Falte entsteht, zugenäht und abgesteppt. Vorne Taschen drauf, den Reissverschluss sichtbar aufgenhäht und fertig. Das Kleid ist gefüttert, die Ärmel nicht. Die Weite, die ich durch das Abnähen vorne eingespart habe ist ca. die Differenz zur nächstkleineren Grösse. Nicht weiter tragisch, das Kleid ist ja trotzdem tragbar und den Schnitt werde ich auf jeden Fall im Sommer nochmals ausprobieren. Der rot-blau-weisse Tweedstoff ist vom Maybachufer Stoffmarkt in Berlin.
 
 

Friday, February 13, 2015

Gilet

Ein weiteres Endlosprojekt für Peter ist zu einem guten Ende gekommen! Den Wollstoff haben wir 2013 in Köln gekauft und ab da die restlichen Zutaten zusammengesucht: die Seide fürs Rückenteil (und Vorderteilfutter) sowie das Rückenteilfutter ist von Komolka in Wien (das Rückenteilfutter ist noch ein Rest von einem Stoffkauf von 1998...!), die Knöpfe vom Nähkontor in Berlin und die Schnalle im Rücken von Heinrich Klos in Wien. Das bedeutet, dass im März 2014 eigentlich alles zusammen gewesen wäre, aber da wurds ja grad Sommer und so eine dicke Weste braucht Mann da ja dann nicht... Den Schnitt habe ich von einer Kaufweste abgenommen, allerdings dann wegen der Dicke des Stoffs auf einen Ausnäher im Vorderteil verzichtet. Dafür bin ich ganz stolz auf die Paspeltaschen, die waren nämtlich auch nicht ganz einfach hinzubekommen mit dem dicken Stoff. Ich musste die Vorderteile ein zweites Mal zuschneiden weil ich beim ersten Mal die Taschen zu stark gebügelt hatte und der dann Wollstoff flachgedrückt war. Aber jetzt ist alles gut und ich hab nicht mehr jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn ich die Stoffkiste aufmache:-)